CHICAGO Marathon 2024
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![CHICAGO MARATHON 2024 MAJOR Nr. 2](https://laufennachplan.de/wp-content/uploads/Chicago-Marathon-2024-Gregor-Jaeger-2-pdf.jpg)
Chicago Marathon 2024 – Mein Start in die World Marathon Majors und ein historischer Rekordmoment
Mit meinem ersten Marathon auf amerikanischem Boden beginnt für mich die Reise durch die 6 World Marathon Majors. Dabei wurde der Chicago-Marathon 2024 nicht nur für mich ein besonderes Erlebnis, sondern auch zu einem historischen Tag für die Laufszene. Im Jahr 2023 schrieb der Kenianer Kelvin Kiptum mit einem Fabel-Weltrekord von 2:00:35 Stunden Geschichte und rückte als erster Mensch der magischen Zwei-Stunden-Grenze im offiziellen Wettkampf gefährlich nahe.
Ein Jahr später übernahm Ruth Chepngetich das Rampenlicht und pulverisierte den bisherigen Frauen-Weltrekord um beinahe zwei Minuten. Mit einer atemberaubenden Leistung lief sie an diesem Tag in Chicago als Schnellste aller Zeiten ins Ziel – ein Meilenstein, der die Marathonwelt erneut in Staunen versetzte.
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Anreise und Vorbereitung
Unsere Reise zum Chicago Marathon verlief so, wie man es sich nur wünschen kann: reibungslos und ohne nennenswerte Komplikationen.
Von Köln aus flogen wir zunächst nach München, wo wir entspannt umsteigen konnten. Der Weiterflug nach Chicago war ebenso angenehm, und auch unser Gepäck kam vollständig und unversehrt an. Die Einreisekontrolle erwies sich jedoch als Geduldsprobe – der große Ansturm internationaler Läufer sorgte dafür, dass wir fast zweieinhalb Stunden anstehen mussten, bevor wir endlich unsere Pässe vorzeigen konnten.
Doch all das tat unserer Vorfreude keinen Abbruch. Es war inspirierend zu sehen, wie viele begeisterte Sportler aus aller Welt sich auf diesen Marathon freuten. Die Energie und das Kribbeln waren förmlich greifbar.
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Für unseren achttägigen Aufenthalt wählten wir das Homewood Suites by Hilton mitten in Downtown Chicago. Die Lage war perfekt: Wir waren mitten im Geschehen und hatten kurze Wege zu den wichtigsten Orten – ob für Sightseeing, Startnummernabholung oder Marathonvorbereitung. Besonders praktisch war unser großzügiges Zimmer, das nicht nur ein bequemes Bett, sondern auch eine Einbauküche bot. So konnten wir uns selbst versorgen, wann immer es uns passte. Ein Highlight war die gemütliche Pasta-Party, die wir am Samstagabend vor dem Rennen in unserem Zimmer veranstalteten. In entspannter Runde mit Freunden und unserer kleinen „Cheerleader-Crew“ stimmten wir uns auf den großen Tag ein und tankten gemeinsam Motivation.
Am Donnerstag besuchten wir die Marathon-Expo, um unsere Startunterlagen abzuholen. Die Atmosphäre auf der Messe war einfach überwältigend: Überall begegneten uns hochmotivierte Läufer, die vor Energie sprühten, Tipps austauschten und ihre Vorfreude nicht verbergen konnten.
Es war beeindruckend zu sehen, wie sehr die Stadt hinter dem Event steht – Chicago war im absoluten Marathon-Fieber.
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Das Wetter in den Tagen vor dem Rennen hätte kaum besser sein können. Die Sonne strahlte vom Himmel, die Temperaturen waren angenehm warm, und nur eine leichte Brise erinnerte daran, dass wir uns in der berühmten „Windy City“ befanden. Allerdings mussten wir darauf achten, uns nicht durch plötzliche Temperaturwechsel oder Zugluft zu erkälten. Besonders am Abend kühlte es schnell ab, und so war eine Jacke Pflicht.
Insgesamt fühlte sich die Zeit vor dem Marathon wie ein kleiner Urlaub an: Wir hatten genug Raum, um uns zu akklimatisieren und auf das Rennen einzustellen, ohne dass Hektik aufkam. Gleichzeitig motivierte uns die positive Energie der Stadt und der Menschen um uns herum. Alles war bereit für den großen Moment – jetzt lag es an uns, das Beste daraus zu machen.
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Chicago entdecken – Die Windy City
Obwohl es vor einem Marathon klug ist, auf unnötige Schritte zu verzichten, war es schlicht unmöglich, der Versuchung zu widerstehen, die Stadt zu erkunden. Das Wetter lud regelrecht dazu ein. Es war nicht mein erster Besuch in Chicago – das letzte Mal war ich 2001 dort gewesen. Doch diesmal zeigte sich die Stadt in völlig neuem Glanz.
Chicago hat sich in den letzten Jahren beeindruckend entwickelt: Die Straßen sind sauber, viele Parks und Grünflächen laden zum Verweilen ein, und die ganze Stadt wirkt modern und einladend. Wir entdeckten Chicago zu Fuß, mit Bussen und der Bahn und genossen es, die Highlights erneut zu sehen – vom Millennium Park über den Riverwalk bis hin zur berühmten Magnificent Mile.
Eine besondere Freude war die Bootstour auf dem Chicago River. Doch genau hier erwischte mich das Pech – trotz strahlendem Sonnenschein und milder Temperaturen holte ich mir eine leichte Erkältung. Es war natürlich nicht ideal, angeschlagen an den Start zu gehen, aber der Marathon stand unmittelbar bevor, und ich ließ mir die Vorfreude nicht verderben.
In diesen Tagen vor dem Rennen erlebte ich, wie besonders der Chicago Marathon für die Stadt und ihre Bewohner ist. Überall war Begeisterung zu spüren, und die positive Energie motivierte mich zusätzlich. Ich war bereit für den großen Tag – trotz der Erkältung und einiger Bedenken im Hinterkopf.
Es sollte ein unvergessliches Erlebnis werden.
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Raceday – Der große Tag
Am Renntag war frühes Aufstehen angesagt: Der Wecker klingelte bereits um 4:00 Uhr. Noch leicht verschlafen sprang ich sofort unter die Dusche, um in Schwung zu kommen. Überraschenderweise hatte das Hotel schon so früh Frühstück vorbereitet, obwohl dies zunächst nicht angekündigt war. Trotzdem griff ich auf meinen eigenen Proviant zurück – am Vortag hatte ich mir bei Whole Foods Market frisches Vollkornbrot und Käse besorgt. Das war genau das Richtige für den Start in den Tag. Im Foyer schnappte ich mir noch einen heißen Kaffee, bevor ich mich auf den Weg machte.
Ich wollte früh am Startbereich sein, um unnötigen Stress zu vermeiden. Vom Hotel aus ging ich die knapp 25 Minuten zu Fuß zum Start. Bereits um diese Uhrzeit waren die Straßen voller Läufer, die alle das gleiche Ziel hatten. Die Stimmung war angespannt, aber auch voller Vorfreude – man spürte, dass heute etwas Großes bevorstand. Die frische Morgenluft war eine willkommene Erfrischung, und ich nutzte den ruhigen Moment, um mich mental zu sammeln und die Spannung zu genießen.
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Eigentlich hatten wir geplant, dass Dani, Chris und ich den Marathon gemeinsam laufen würden. Doch leider wurden wir in unterschiedliche Startwellen eingeteilt – basierend auf den angegebenen Zielzeiten. Ein Tausch der Wellen war nicht mehr möglich. Während ich in der ersten Welle starten sollte, mussten Dani und Chris eine halbe Stunde später in der zweiten Welle loslaufen. Das war zwar schade, aber unsere individuellen Laufziele und Trainingsstände waren einfach zu unterschiedlich. Jeder hatte seinen eigenen Plan für diesen Marathon.
Im Startbereich zog sich die Wartezeit im Corral ein wenig hin, aber ich war vorbereitet. Zum Glück hatte ich alte Kleidung dabei, die mich warm hielt, denn die Temperaturen waren am frühen Morgen noch recht frisch. Es herrschte eine Mischung aus Aufregung, Nervosität und Vorfreude – um mich herum sah ich Läufer, die sich dehnten, letzte Schlucke Wasser tranken oder still in sich gingen. Dieser Moment kurz vor dem Start war besonders: Die Ruhe vor dem Sturm, bevor sich all die Wochen harter Vorbereitung auf den Straßen Chicagos auszahlen sollten.
Jetzt gab es nur noch eins: den Startschuss abzuwarten, tief durchzuatmen und loszulaufen – hinein in das Abenteuer, das vor mir lag.
Das Rennen – Chicago Marathon 2024
Endlich fiel der Startschuss! Aus dem langsamen Stop-and-Go im Startbereich wurde allmählich ein fließendes Laufen – und das vor dieser beeindruckenden Kulisse. Auf dem Columbus Drive liefen wir direkt auf die Skyline Chicagos zu, vorbei an Tausenden jubelnder Menschen. Schon früh durchquerten wir einen Tunnel, der uns auf eine Brücke über den Chicago River führte. Der Boden war mit einem roten Teppich bedeckt, damit niemand auf das durchsichtige Metallgitter und den Fluss darunter schauen musste – für einige Läufer eine kleine Erleichterung.
Nach wenigen Kilometern ging es zurück über den Fluss und hinein in den lebhaften Loop. Die Mischung aus ikonischen Brücken, beeindruckenden Hochhäusern und den begeisterten Zuschauern, die uns unermüdlich anfeuerten, machte das Erlebnis einzigartig. Ich startete mit einer Pace von 4:30 Minuten pro Kilometer, um das Rennen so lange wie möglich zu genießen. Doch schon früh merkte ich, dass sich meine Beine schwer anfühlten – nicht ideal für einen Marathon. Statt auf die teils ungenauen GPS-Daten meiner Uhr zu achten, hörte ich lieber auf mein Körpergefühl.
Ab Kilometer 6 nahm ich mein erstes Gel, immer kurz vor den Getränkestationen, damit ich es mit Wasser nachspülen konnte. Insgesamt hatte ich sieben Gels dabei, die ich mir über die gesamte Strecke hinweg gut einteilte. Zusätzlich nahm ich Salztabletten, um den Elektrolythaushalt stabil zu halten – ein wichtiger Baustein, um Krämpfen vorzubeugen.
Unsere Cheerleader-Crew wartete an mehreren Treffpunkten entlang der Strecke auf uns. Schon aus der Ferne erkannte ich die Deutschland- und Köln-Fahnen, was mir jedes Mal einen enormen Motivationsschub gab. Nach der 9K-Marke hätte ich sie fast verpasst, da ich kurz ein Dixi aufsuchen musste, aber zum Glück klappte das Wiedersehen später.
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Wir liefen am Lake Michigan entlang und durch ruhige Parks, bevor es wieder zurück in Richtung Innenstadt ging. Bei der 12K-Marke durchquerten wir das farbenfrohe LGBTQ-Viertel, das mit Regenbogenflaggen, tanzenden Menschen und lauter Musik belebte Straßen bot.
Diese energiegeladene Atmosphäre trug mich weiter und half, die immer schwerer werdenden Beine zu vergessen.
Kilometer 20 war ein echtes Highlight: Unsere Cheerleader warteten auf der Wells Street Bridge mit ihren Fahnen und feuerten uns begeistert an. Ich posierte für ein schnelles Foto und war froh, dass ich meine Armlinge anbehalten hatte – obwohl die Sonne stark schien, wurde es zwischen den hohen Häuserblocks immer wieder kurz frisch.
Zur Halbmarathon-Marke zeigte meine Uhr 01:38:37 an. Damit war ich zufrieden, auch wenn das Rennen härter war, als ich erwartet hatte. Mein Trainingsplan sah eine Zielzeit von 3:25:00 Stunden vor, doch ich wollte vor allem ohne große Gehpausen durchkommen und das Erlebnis aufsaugen.
Im weiteren Verlauf führte die Strecke nach Westen, vorbei am United Center, durch Industriegebiete und schließlich nach Pilsen – ein Viertel, das mit einer lebhaften Party und Livemusik begeisterte. Hier überquerten wir den Chicago River ein letztes Mal und erreichten Chinatown, wo uns ein imposanter Torbogen im chinesischen Stil willkommen hieß.
Doch ab Kilometer 30 machten mir plötzlich Krämpfe in den Beinen und Füßen zu schaffen – ein Umstand, den ich nach meinen langen Trainingseinheiten über 30 und 35 Kilometer nicht nachvollziehen konnte. Im Training war ich davon verschont geblieben, und die unerwarteten Schmerzen waren frustrierend. Mehrere Male musste ich kurze Gehpausen einlegen, nahm noch ein Gel und eine Salztablette – und kämpfte mich weiter, Schritt für Schritt.
Jeder Kilometer wurde jetzt zu einer mentalen Herausforderung. Die Sonne brannte, und die Brücken fühlten sich steiler an, als sie eigentlich waren. Besonders die letzte kleine Steigung kurz vor dem Ziel im Grant Park war noch einmal zermürbend. Ich musste sogar kurz gehen, um die paar Meter hochzukommen, obwohl ich mich innerlich dagegen sträubte.
Als ich endlich auf die Zielgerade einbog, fühlte ich pure Erleichterung. Leider war ich so erschöpft, dass ich die Ziellinie nicht mit hochgerissenen Armen überquerte, was ich im Nachhinein ein wenig bedauere. Aber in diesem Moment zählte nur, dass ich es geschafft hatte.
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Nach dem Zieleinlauf begrüßten uns die Volunteers mit herzlichem Applaus, überreichten uns die Marathon-Medaille und hängten uns wärmende Folien um, damit wir nicht auskühlten. Ich ließ alles auf mich wirken – jeder Schritt, jede Anstrengung, jede Unterstützung entlang der Strecke hatte sich gelohnt. Zum Abschluss gab es eine kleine Erfrischung: Goose Island Craft Beer im Marathon-Design. Auch wenn das Bier nicht unbedingt mein Highlight war, war es doch ein schöner Moment, den Erfolg in Ruhe zu genießen.
Mit meiner offiziellen Zeit von 03:29:05 Stunden bin ich sehr zufrieden. Der Chicago Marathon war ein unvergessliches Erlebnis, das mir erneut gezeigt hat, dass es beim Marathon nicht nur um Zeiten geht – sondern um das Durchhalten, das Überwinden von Rückschlägen und das Genießen jedes einzelnen Moments auf der Strecke.
Der Zieleinlauf: Euphorie trifft Erschöpfung
Der Lauf durch die Straßen Chicagos war ein Erlebnis. Die Stimmung an der Strecke, die Begeisterung der Zuschauer und das Gefühl, Teil dieses großartigen Marathons zu sein, haben mich getragen. Doch nach dem Zieleinlauf kam der Moment, in dem ich plötzlich nicht mehr konnte. Total erschöpft bin ich vom Gelände getorkelt. Es war, als hätte mein Körper von einer Sekunde auf die andere beschlossen, dass Schluss ist. Mir war kalt, und ich hatte kleine Zitterattacken.
In diesem Moment hatte ich nur noch einen Wunsch: Zurück ins Hotel. Der Treffpunkt, wo meine Frau, Freunde sowie Chris und Dani, die ebenfalls durchs Ziel liefen, auf mich warteten, war einfach zu weit weg. Ich konnte nicht mehr hin. Alles, was ich wollte, war Wärme, Ruhe und Erholung.
Eine heiße Dusche und ein Moment für mich
Zurück im Hotel stand ich erst einmal eine Viertelstunde unter der warmen Dusche.
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Langsam kehrte das Leben in mich zurück. Danach gönnte ich mir etwas zu essen und trinken und verzog mich ins Bett – mit der Medaille an meiner Seite. Dieser Moment, ganz allein mit mir und der Medaille, war unbeschreiblich schön.
Ein kurzer Schlaf half mir, den Körper wieder in Balance zu bringen.
Ein perfekter Abschluss
Am Abend war ich wieder fit genug für den krönenden Abschluss des Tages. Gemeinsam mit unserer Laufcrew gingen wir ins Benihana Restaurant gleich im 360-Grad-Gebäude, um das Erlebnis stilvoll ausklingen zu lassen. Bei gutem Essen und inspirierenden Gesprächen haben wir den Marathon gefeiert, jede Sekunde genossen und die Erlebnisse geteilt.
Es war der perfekte Abschluss eines einzigartigen Tages.
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Fazit
Der Chicago Marathon 2024 war für mich nicht nur ein Lauf, sondern ein echtes Abenteuer – mit unvergesslichen Momenten und Herausforderungen. Es war mehr als nur das Erreichen einer Zeit oder das Überqueren der Ziellinie. Es war das Erlebnis, das zählt. Und es hat mir einmal mehr gezeigt, dass sich jede Vorbereitung und jede Anstrengung lohnt – weil die Momente, in denen alles zusammenkommt, unbezahlbar sind.
Jetzt blicke ich dankbar zurück – und mit Vorfreude auf das nächste Kapitel.
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Danke, Chicago!
Was bleibt, ist ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit. Auch eine Woche später bin ich immer noch begeistert von dieser Erfahrung. Chicago hat eine grandiose Feier veranstaltet, und ich durfte mittendrin sein. Das spätsommerliche Wetter, die fantastische Organisation und die herzliche Stimmung entlang der Strecke machten den Lauf zu einem wahren Genuss.
Ein besonderer Dank gilt meiner Frau Iris, die mich bei meinem verrückten Sport immer begleitet, unterstützt und stets an meiner Seite ist.
Der Chicago Marathon ist ein Erlebnis, das ich jedem ans Herz legen kann – ganz unabhängig davon, ob man auf dem Weg zum Six Star Finisher ist oder einfach nur den Moment genießen möchte. Für mich war es ein Lauf voller Emotionen und Freude, der mir für immer in Erinnerung bleiben wird.
Danke, Chicago!
Und hier ein Abschluss – Video:
Mein Weg zum Chicago Marathon 2024: Vorbereitung, Planung und Erfahrungen
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Es war ein typischer Sonntagnachmittag auf der Couch, als ich durch Zufall über die Anmeldung für den Chicago Marathon stolperte. In dem Moment dachte ich nicht lange nach – warum nicht die Gelegenheit nutzen und mich für eines der größten Marathon-Events der Welt bewerben? Und tatsächlich: Ein paar Wochen später hatte ich den Startplatz für den Marathon am 13. Oktober 2024 in der Tasche. Was folgte, waren 16 intensive Trainingswochen, die mich körperlich und mental auf dieses Event vorbereiten sollten.
Der Chicago Marathon: Ein Blick in die Geschichte
Der Chicago Marathon hat eine lange und traditionsreiche Geschichte. Zum ersten Mal fand er im Jahr 1977 statt, mit damals noch relativ überschaubaren 4.200 Teilnehmer*innen. Seitdem hat sich der Marathon stetig weiterentwickelt und gehört heute zu den prestigeträchtigsten Marathons weltweit. Seit 2006 zählt der Chicago Marathon zu den World Marathon Majors – einer Serie von sechs der bedeutendsten Marathonläufe der Welt, zu denen auch Boston, London, Berlin, New York und Tokio gehören.
In den letzten Jahren hat der Chicago Marathon regelmäßig eine Teilnehmerzahl von über 40.000 Läufer*innen erreicht, und die Veranstaltung zieht sowohl ambitionierte Hobbyläufer als auch die weltbesten Athleten an. Im Jahr 2022 nahmen beispielsweise über 45.000 Läufer*innen teil. Auch für 2024 wird wieder mit einer ähnlich hohen Anzahl an Teilnehmer*innen gerechnet.
Die schnellsten Zeiten und Weltrekorde
Der Chicago Marathon ist bekannt dafür, dass er eine der schnellsten Marathonstrecken der Welt bietet. Dank seines flachen Profils und der oft idealen klimatischen Bedingungen konnten hier schon viele Spitzenleistungen erbracht werden. Besonders bemerkenswert sind die Rekorde:
- Männer: Der bisherige Streckenrekord wurde 2022 von Kelvin Kiptum mit einer Zeit von 2:01:53 aufgestellt.
- Frauen: Der Streckenrekord bei den Frauen wurde 2019 von der Kenianerin Brigid Kosgei in 2:14:04 gelaufen. Diese Zeit ist zugleich der Weltrekord bei den Frauen und eine der herausragendsten Leistungen der Marathongeschichte.
Offizieller Hauptsponsor: Nike
Der Chicago Marathon wird von der weltbekannten Sportmarke Nike gesponsert. Nike ist der offizielle Schuh- und Bekleidungspartner des Marathons und bringt jedes Jahr spezielle Kollektionen für das Rennen heraus, darunter auch die exklusive Chicago Marathon Kollektion. Darüber hinaus stellt Nike einige der besten Laufschuhe der Welt her, wie den Nike Vaporfly und Nike Alphafly, die viele Elite-Athleten bei ihrem Streben nach Bestzeiten auf der flachen Chicago-Strecke tragen.
Das Streckenprofil: Ein flacher Kurs für schnelle Zeiten
Einer der Gründe, warum der Chicago Marathon so schnell ist, liegt in seinem flachen Streckenverlauf. Der Kurs führt durch die Stadtteile Chicagos, vorbei an vielen Sehenswürdigkeiten, und ist berühmt für seine geringe Höhendifferenz. Der höchste Punkt des Kurses liegt nur bei etwa 30 Metern über dem Startniveau, und das sorgt für ideale Bedingungen, um persönliche Bestzeiten zu erreichen.
Hier ist ein Überblick über den Streckenverlauf und das Profil:
- Start im Grant Park: Die Strecke beginnt im Herzen der Stadt, im Grant Park, und führt zunächst nach Norden in Richtung der Stadtteile Lincoln Park und Lakeview.
- Durch die Innenstadt: Nach den ersten 8 Kilometern geht es durch die Innenstadt, vorbei an Wolkenkratzern wie dem Willis Tower.
- Südschleife: Nach der Halbmarathonmarke führt die Strecke weiter durch die Viertel Greektown, Little Italy und Pilsen.
- Rückkehr in den Grant Park: Die letzten Kilometer führen entlang des südlichen Seeufers zurück in den Grant Park, wo der Zieleinlauf stattfindet.
Insgesamt ist der Kurs extrem flach und bietet damit ideale Bedingungen, um schnelle Zeiten zu erzielen. Es gibt keine signifikanten Anstiege, und der Kurs ist technisch wenig anspruchsvoll, was ihn perfekt für Rekordversuche macht.
Die Leistungsdiagnostik als Ausgangspunkt
Schon ein halbes Jahr vor der Marathonvorbereitung habe ich eine Leistungsdiagnostik auf dem Laufband gemacht. Interessanterweise wurde diese Leistungsdiagnostik von meiner Frau zu Hause durchgeführt. Nachdem ich mich bei Laufcampus Euskirchen unter Andreas Butz habe ausbilden lassen und dort die Methode gelernt hatte, habe ich dieses Wissen an meine Frau weitergegeben. So wurde meine Leistungsdiagnostik auf dem heimischen Laufband unter ihrer Anleitung als Co-Trainerin durchgeführt. Mit einem Laktat Scout Messgerät wurde mir alle drei Minuten Blut am Ohrläppchen abgenommen, während meine Herzfrequenz in jeder Stufe sorgfältig dokumentiert wurde.
Die Diagnose lieferte mir wertvolle Daten, insbesondere über meine Herzfrequenz-Trainingsbereiche:
- Super Sauerstofflauf (SSL): 114-132 S/min (61-70% Hfmax)
- Langsamer Dauerlauf (LDL): 133-141 S/min (71-75% Hfmax)
- Mittlerer Dauerlauf (MDL): 142-150 S/min (76-80% Hfmax)
- Zügiger Dauerlauf (ZDL): 151-159 S/min (81-85% Hfmax)
Diese Werte halfen mir, mein Training in den richtigen Intensitätsbereichen zu absolvieren. Auf Basis dieser Ergebnisse habe ich mir selbst einen 16-wöchigen Plan erstellt, der mich durch gezielte Trainingsanpassungen von Woche zu Woche stetig voranbrachte.
Die Bedeutung des Super Sauerstofflauf (SSL)
Der Super Sauerstofflauf (SSL) ist ein entscheidender Bestandteil des Marathontrainings, obwohl er auf den ersten Blick vielleicht unspektakulär erscheint. In diesem Bereich liegt die Herzfrequenz bei 61-70 % der maximalen Herzfrequenz, was einem sehr lockeren, langsamen Tempo entspricht. Doch gerade dieser langsame Lauf ist extrem wichtig für die Entwicklung der Grundlagenausdauer. Hierbei wird das Herz-Kreislauf-System trainiert, der Fettstoffwechsel optimiert und die allgemeine Regeneration unterstützt. Außerdem bereitet er den Körper darauf vor, über längere Zeiträume effizient Energie zu verbrennen – ein entscheidender Vorteil im Marathon.
Die langen Laufeinheiten: Schuhe und Gels im Test
Die langen Läufe am Wochenende waren ein entscheidender Teil meiner Vorbereitung. Acht Mal habe ich in den Wochen vor dem Marathon lange Einheiten absolviert, bei denen ich viel experimentiert habe – sowohl mit Gels als auch mit verschiedenen Laufschuhen. Ich habe Gels der Marke Squeezy getestet, um zu sehen, wie mein Körper darauf reagiert, und variiert, ob ich mit oder ohne Energiezufuhr besser laufe. Besonders wichtig war für mich, verschiedene Schuhe zu testen: Insgesamt habe ich sechs Paar Schuhe, sowohl mit als auch ohne Carbonsohle, genutzt. Jede Variante hatte ihre eigenen Vor- und Nachteile, aber am Ende fühlte ich mich mit der Mischung gut vorbereitet.
Intervalle am Dienstag – der Spaßfaktor im Training
Ein Highlight in meiner Trainingswoche waren die Intervalleinheiten, die ich jeden Dienstag im Stadion des LC Euskirchen mit vielen Top-Läufer*innen aus der Region absolvierte. Hier wurde in verschiedenen Renntempi trainiert – vom Halbmarathon- bis zum Marathon-Renntempo. Das Training in dieser coolen Gruppe machte nicht nur Spaß, es brachte mich auch extrem weiter. Besonders motivierend war es, die Intervalle oft mit meinem Lauffreund Fabian Schomburg zu laufen. Wir haben uns gegenseitig gepusht und durch diese intensive Arbeit an unserer Geschwindigkeit wertvolle Fortschritte gemacht. Auch hier habe ich Schuhe mit und ohne Carbon ausprobiert, um herauszufinden, was mir auf der Bahn am meisten bringt.
Die Herausforderung: Arbeit, Freizeit und Laufen unter einen Hut bekommen
Natürlich ist das Training für einen Marathon nicht nur eine körperliche und mentale Herausforderung, sondern auch eine organisatorische. Neben den intensiven Laufeinheiten wollte ich sicherstellen, dass ich meine Arbeit und Freizeit so strukturiere, dass genügend Zeit für die Vorbereitung bleibt, ohne dabei meine Frau und unsere gemeinsame Zeit zu vernachlässigen. Das war oft ein Balanceakt, der sorgfältige Planung erforderte.
Während der Woche bin ich nie morgens gelaufen, da ich zwar früh aufstehen kann, aber meine Leistungsfähigkeit am Mittag oder abends nach der Arbeit viel höher ist. Stattdessen habe ich meine Trainingseinheiten so gelegt, dass sie perfekt in meinen Tagesablauf passten, ohne dass ich wichtige gemeinsame Momente mit meiner Frau opfern musste. Mein Trainingsplan war zudem gezielt auf meine persönlichen Pulswerte abgestimmt, die ich bei meiner Leistungsdiagnostik ermittelt habe.
Pulsmessung: Brustgurt oder Oberarmpuls-Gurt statt Sportuhr
Ein wichtiger Aspekt des herzfrequenzbasierten Trainings ist die Genauigkeit der Messung. Viele Läufer*innen verlassen sich auf die integrierte Pulsmessung ihrer Sportuhr. Doch diese Methode ist bei weitem nicht optimal. Sportuhren, die am Handgelenk den Puls messen, können oft ungenaue Werte liefern, vor allem bei intensiven Einheiten oder bei Bewegungen, die das Handgelenk stark beanspruchen. Ich empfehle daher immer, einen separaten Brustpulsgurt oder alternativ einen Oberarmpuls-Gurt zu verwenden, da diese deutlich zuverlässigere Daten liefern.
Meine Wettkampfziele und die letzten Tage vor dem Marathon
Meine Zielzeiten für die verschiedenen Distanzen habe ich ebenfalls basierend auf meiner Diagnostik und den vergangenen Trainingswochen festgelegt:
- Marathontempo (MRT): 04:29 min/km
- Halbmarathontempo (HMT): 04:16 min/km
- 10 Kilometer Renntempo: 04:03 min/km
- 5 Kilometer Renntempo: 03:46 min/km
Fünf Tage bevor der Marathon-Start ertönt, laufe ich meine letzten Intervalle – natürlich an einem Dienstag – im Erft-Stadion des LC Euskirchen. Diese letzte Einheit umfasst viermal 1600 Meter im Halbmarathon-Renntempo (HMRT). Diese kurzen Einheiten sind nicht nur gut für das Körpergefühl, sondern vor allem für den Kopf. Sie geben mir das nötige Selbstvertrauen, die letzten Tage vor dem großen Rennen entspannt anzugehen.
Die Wettersituation rund um den Chicago Marathon
Nun, wenige Tage vor dem großen Marathon, gibt es keine großen Überraschungen bei der Wettersituation in Chicago. Die Vorhersage zeigt sonnige Tage mit angenehmen Temperaturen, was ideale Bedingungen für den Marathonlauf bietet. Am Wettkampftag, dem 13. Oktober 2024, wird es klar und sonnig bei rund 12°C am Morgen, und die Temperaturen könnten tagsüber bis auf 21°C ansteigen.
Hier ist ein Überblick der Wettervorhersage:
Mit diesen perfekten Laufbedingungen bin ich optimistisch, dass sich die Vorbereitung auszahlen wird und ich mein Ziel erreichen kann.
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